Am Ende der Straße fanden wir den ersten Schrein. So richtig genießen konnte ich es dort zunächst nicht, da die Sonne erbarmunglos herabschien und sehr viele Leute unterwegs waren. Aber die Anlage war sehr beeindruckend. Es gab so viele einzelne Gebäude, von denen ich jedes einzelne erstmal anschauen musste. Ich kann das alles im Nachhinein gar nicht so gut beschreiben, weil ich es auch nicht ganz verstehe. Wozu sind diese ganzen Gebäude da? Warum gab es einen Teich mit Fischen? Warum Fuchsstatuen mit Lätzchen? Wenn ich eines Tages mehr über die Schreinanlagen Bescheid weiß, melde ich mich nochmal.
Von der Anlage aus gingen wir Richtung Osten, an einer Straße entlang. Wir unterhielten uns viel und kamen an einem weiteren Schrein vorbei, der sich den Hang hochzog. Überhaupt ist die Stadt zerklüftet von Berghängen, die teilweise sogar durch Beton befestigt worden sind. Oft sind sie aber auch noch bewaldet. Immer mal wieder kamen wir auch an einem traditionellen japanischen Holzhaus vorbei. Mit ihrem dunklen Holz sehen sie immer so mysteriös aus. Ich wünschte, ich könnte mal eines von innen sehen.
Der nächste Schrein war klein und nicht so spektakuär. Er hatte aber einen beeindruckend gepflegten Garten.
Mit dem Bus fuhren wir danach zurück zum Bahnhof und von dort mit einem weiteren Bus nach Westen. Wir stiegen an der Station aus, von der aus man den Daibutsu besuchen kann. Zum “großen Buddha” mussten wir Eintritt bezahlen und ich hatte eigentlich schon gar nicht mehr so richtig Lust auf einen weiteren Tempel/Schrein. Aber der große Buddha war dann doch ganz schön beeindruckend (siehe Fotos). Ich kaufte noch eine kleine Postkarte, die wohl aus Kamakura kommt und ein Gemälde eines Shinto-Schreins im Winter zeigt. Es war bisher noch nicht die Zeit dafür, diese zu versenden.
Als nächstes wollten wir dann aber an die Küste. Die beiden anderen kauften sich noch jeweils ein Eis vor dem Eingang des Daibutsu-Schreins. Dann gingen wir südwärts durch die Seitenstraßen immer weiter, bis wir das Meer erreichten. Nach ca. 20 Minuten waren wir da. Es war ein tolles Gefühl, endlich am Meer zu sein. Und zwar am Pazifik! Nach ein paar Minuten des Staunens und Fotos-Machens entschied ich mich dann schließlich als einziger (!) ins Wasser zu gehen. Auch weit und breit war niemand im Wasser zu sehen außer ein paar Surfern. Mir war das egal. Es war mittlerweile später Nachmittag aber immer noch bestimmt 25, 26 Grad warm. Und dann das Wasser: Es war super angenehem!!! Toll. Es ging sehr flach rein, die Brandung war nicht stark und ich fühlte mich wie in einer großen Badewanne. Für ein paar Minuten dümpelte ich so rum und genoss mein allererstes Bad im größten Ozean der Welt.
Nachdem ich mich umgezogen hatte machten wir uns auf den Weg, um weiter nach Westen an der Küste entlang zu gehen. Es dämmerte langsam und Loris, der schon seit über einem halben Jahr in Japan ist, kannte ein tolles Restaurant etwa 3 km gen Westen. So schlenderten wir also an der Küste entlang; ich zunächst noch barfuß, dann irgendwann wieder in meinen Sandalen. Es war ein herrlicher Abend. Auf ca. halber Strecke kamen wir an einen Aussichtspunkt, der eine Art Kap darstellte. Von dort konnte man westwärts an der Küste entlang schauen. In einiger Entfernung lag eine Insel. Bei gutem Wetter kann man von dort, so erzählte mir später ein Freund, sogar den Fuji sehen. Uns genügte der Blick an diesem Abend jedoch schon. Irgendwann erreichten wir dann das Restaurant. Es war nun schon dunkel und ich hatte seit einiger Zeit so richtig Hunger. Ich habe hier nirgends erwähnt, was ich den Tag über gegessen hatte. Das war nämlich nichts!!! Vor lauter Erkunden und Staunen hatte ich das wohl ganz vergessen. So orderten wir dann etwas Feines in dem Restaurant, das eine der Küste zugewandte Veranda hatte, auf der man im Hellen wohl einen tollen Ausblick aufs Meer hat. Ich habe schon vergessen, was die andern hatten. Ich bestellte Wagyu-Rind auf Knoblauch-Reis. Das war vielleicht das beste Fleisch, das ich bisher gegessen habe. Es kann aber auch an meinem enormen Hunger und der Seeluft liegen..
Danach gab es ein Eis beim nächsten Konbini, der natürlich mal wieder direkt um die Ecke lag, als Nachtisch. Wir liefen immer noch im T-Shirt rum, obwohl es seit einiger Zeit dunkel war. Aber wir waren dann auch alle schon ganz schön müde. Glücklicherweise war der nächste Bahnhof nicht weit. So konnten wir mit einem kleinen Küstenzug mit nur zwei Wagons zum nächstgelegenen größeren Bahnhof fahren und von dort aus die Heimfahrt antreten. Nach dem Umsteigen in den Zug zurück nach Tokio hatten wir glaube ich alle drei die Augen zu.