Als wir dann auf dem Gipfel ankamen, war ich etwas überrascht von dem großen Gewimmel, das dort herrschte. Da mehrere Pfade mit unterschiedlicher Schwierigkeit zum Gipfel führen, waren viele wahrscheinlich über einen der anderen (leichteren) Pfade gekommen. Sogar Gruppen von Kindern, vermutlich Grundschüler, waren dort. Der Gipfel ist eine recht große Fläche. An der Ostseite hat man einen herrlichen Ausblick auf die weite Ebene in der die Metropolregion Tokio liegt. Am südlichen Ende des Gipfel kann man bei klarer Sicht den Fuji sehen. Und es war sehr klare Sicht an dem Tag (siehe Bild). Die Wolkenkratzer von Tokio sahen aus der Entfernung so klein aus.. Nach Westen hin konnte man nichts als überwaldete andere Berge und ein paar Strommasten sehen. Mittagessen gab es dann für uns in einem traditionellen japanischen Restaurant mit einer Terrasse. Der Blick von dort war durch Bäume etwas eingeschränkt aber es war dennoch schön. Vor allem eine sehr entspannte Atmosphäre, denn das Restaurant war nahezu komplett leer. So gut wie alle der Japaner hatten sich nämlich ihre eigenen Speisen mitgebracht, z.B. Onigiri. Diese wurden draußem auf dem Gipfel eifrig vertilgt. Mich sollte es nicht stören. Das Essen in dem Restaurant war ein wenig teurer als an anderen Orten aber immer noch sehr erschwinglich und sehr schmackhaft. Ich hatte Kare-Reis. Und dass es warm war gefiel mir! Im Schatten der Restaurantterasse sitzend, mit nassem Rücken vom Rucksack, fröstelte es mich dann nämlich etwas. Nach dem Essen zurück auf der Gipfelfläche, um in der Sonne zu sitzen, war mir dann aber direkt wieder warm. Ich trank einen heißen Kaffee aus einem der getarnten Automaten. Die anderen trudelten dann auch irgendwann ein und wir unterhielten uns etwas. Sie hatten als große Gruppe einen etwas leichteren Anstieg gewählt. Einer war schon wieder zur Rückreise aufgebrochen, da er Nachmittags noch ein wichtiges Meeting in Tokio (!) haben würde.
Bald machten wir uns dann wieder an den Abstieg. Diesmal auch über einen der leichteren Wege. Dieser war ausschließlich von Stufen und asphaltierter Straße geprägt und somit für den Abstieg sehr viel besser geeignet als unser Hinweg. Und wir kamen an einem nach dem anderen Schrein vorbei! Hierzu muss man sagen, dass es hier in Japan schon die ganze Zeit früh hell wird und auch früh dunkel wird - hier gibt es keine Umstellung auf Sommerzeit. Da wir recht früh gestartet waren, konnten wir uns nun beim Abstieg Zeit lassen, um die Schreine anzusehen. Ich bin eigentlich niemand, der für Freizeitaktivitäten alles genau durchplanen will. Aber hier beim Wandern früh zu starten ist mir echt wichtig, damit der Abstieg nicht ein Wettlauf mit dem Sonnenuntergang wird.
Bei den Schreinen wusste ich wieder nicht genau, wofür alles da ist. Welche Gottheiten werden dort verehrt? Auch warum es mehrere Schreine gibt, war mir nicht ganz klar. Und wieder zahlreiche Füchse mit Lätzchen. Und Wächter am Eingang des Schreins. Ich muss das wirklich nochmal nachrecherchieren. Wie auch immer, ich zündete jedenfalls ein Bündel Räucherstäbchen bei einem der Schreine an und steckte es in einen riesigen Aschekelch. In dem kokelten bereits mehrere solcher Bündel und verbreiteten einen sehr angenehmen Geruch. Isabella kaufte sich einen Omikuji und einen Omamori. Raus aus dem letzten Schrein kauften wir uns dann noch Dango, die über dem offenen Feuer zubereitet wurden. Meine bisher besten Dango in Japan!
Langsam sank die Sonne etwas tiefer. Gerade in den Bergen merkt man das schnell. Wir absolvierten die letzten 2km Abstieg mit einem Skilift (ohne Sicherungsbügel!). Das machte richtig Spaß! Vor allem, da ich auf den Abstieg nicht mehr so wirklich Lust hatte. Es wurde sogar ein Foto von den Leuten im Skilift gemacht. Mir gefiel meins. Leider sollte es dann aber 1.000 Yen kosten. Das war mir etwas zu viel. Vielleicht hätte ich feilschen sollen. Der Verkäufer hatte das Bild nämlich sogar schon ausgedruckt! Schade um all die weggeworfenen Bilder.
Im Zug fuhr ich dann allein nach Hause. Ich saß im hintersten Wagen. Die Sonne ging ziemlich genau hinter dem Zug unter und schien durch die Zugführerkabine in meinen Wagen rein. Die Rückfahrt nach Shinjuku Station dauerte etwa eine Stunde und mit jeder Station stiegen mehr Leute in Bürokleidung ein und ich fühlte mich zunehmend fehl am Platz mit meinen Wanderklamotten.